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ZEIT LEO Ausgabe 4/2021

Magellans große Fahrt

Vor 500 Jahren ist der Seefahrer überzeugt: Es gibt eine Abkürzung zu den fernen Gewürzinseln. Findet er sie?

Text: Carola Dorner
Illustration: Victoria Stampfer

Fernando Magellan verzieht das Gesicht. Wieder hat er in einer Bucht das Meerwasser probiert. Und wieder schmeckt es dünn, nach einem Gemisch aus Salz- und Süßwasser. Verächtlich spuckt Fernando das Wasser aus: Die Bucht ist bloß eine Flussmündung. Er braucht eine Meeresstraße!
Es ist das Jahr 1520, und Fernando Magellan befindet sich auf einer riesigen Reise. Mit einer Flotte von fünf Segelschiffen ist er aus Spanien aufgebrochen. Sie sind beladen mit Tausenden Kilogramm Zwieback, Käse, Sardinen, Pökelfleisch und anderen Lebensmitteln, die sich lange halten. Mehr als 200 Seeleute aus aller Herren Länder sind an Bord.

Fernandos Ziel ist kühn: Er hat dem König von Spanien versprochen, einen besseren Weg zu den Gewürzinseln zu finden. So nennen die Menschen in Europa damals eine Gruppe von Inseln zwischen Indonesien und Australien. Dort wachsen Gewürze wie Pfeffer, Nelken und Muskatnuss. Die sind in dieser Zeit in Europa wertvoller als Gold, deshalb kann man gut mit ihnen handeln. Aber der Weg dorthin ist gefährlich. Er führt um Afrika herum und dann quer durch den Indischen Ozean. Fernando meint: Das geht auch anders! Er glaubt, eine Abkürzung gefunden zu haben, auf einer Landkarte in einer Bibliothek hat er sie entdeckt. Dort war eine Meeresstraße an der Spitze von Südamerika eingezeichnet (die Karte dazu siehst du auf der nächsten Seite). Fernando denkt, dass man über die auch zu den Gewürzinseln kommt – also von der anderen Seite aus. Das hat noch niemand vor ihm probiert. Dass die Erde rund sein könnte, ist damals nur eine Idee.

Jetzt befindet sich Fernando mit der Flotte ungefähr an der Stelle, wo die Meeresstraße sein sollte – in einer Sackgasse. Wie es ihm genau ging, weiß natürlich keiner – aber wahrscheinlich hätte er sich am liebsten auf die Schiffsplanken geworfen und geheult. Ohne Erfolg kann er nicht nach Spanien zurückkehren! Und die Seeleute werden schon unruhig. Sie fragen sich, ob sie mit Fernando überhaupt irgendwo ankommen werden.
Noch dazu wird es bereits Winter. Die Schiffe nähern sich dem Südpol, es wird unfassbar kalt. Noch nie sind Menschen dem Pol so nahe gekommen. Sie können erst einmal nicht weiterfahren. Deshalb werfen sie in einer felsigen Bucht bei San Julián die Anker aus, um dort zu überwintern. Es ist eisig, der Zwieback wird knapp, und die Mannschaft wird immer wütender. Einige Seeleute tun sich zusammen. Sie wollen Fernando zwingen, umzukehren. Eines Nachts rudern sie zu Fernandos Schiff und greifen ihn an. So eine Meuterei ist verheerend für einen Kapitän: Ohne seine Matrosen kann er kein Schiff steuern. Dann läuft auch noch eins der Schiffe auf ein Riff auf, geht kaputt, und viel Proviant geht verloren. Fernando fühlt sich vom Glück verlassen.
Aber er schafft es, die Meuterei niederzuschlagen und die Mannschaft auf seine Seite zu ziehen. Langsam wird es Frühling, und die übrigen vier Schiffe können weitersegeln. Fernando hält weiter nach Buchten Ausschau, die eine Durchfahrt bieten könnten. Es muss diese Meeresstraße doch geben!

[...]

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