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ZEIT LEO  Ausgabe 6/2019

Lottas Welt

»Mein Lotta-Leben« kommt ins Kino!
Warum es für das Drehteam gar nicht so einfach war, die Comic-Romane in einen Film umzuwandeln.

Text: Katja Bosse

»Huhu! Maaaarlon! Hiiiier! Hallo!« Cheyenne fuchtelt wild mit den Armen und versucht, gegen die laute Musik anzuschreien. Weil Marlon nicht auf sie aufmerksam wird, spuckt sie ihren Kaugummi aus, klebt ihn auf einen bekritzelten Zettel und wirft das Päckchen in Marlons Richtung. »Schnitt!«, ruft eine Frau von der Seite. »Noch mal von vorn.«

Es ist Herbst 2018, und im Studio wird gerade eine Szene des Kinofilms »Mein Lotta-Leben. Alles Bingo mit Flamingo« gedreht. Yola Streese, 13 Jahre, spielt die Cheyenne. Jetzt packt sie einen neuen Kaugummi aus und fängt wieder an zu kauen. »Wedel ruhig noch mehr mit den Armen«, rät ihr die Regisseurin. Alles an Cheyenne soll übertrieben wirken:
ihr silberfarbener Glitzerumhang, ihre hochgesteckte Palmenfrisur und auch die Art, wie sie sich verhält.

Wer auch nur einen einzigen der 15 Bände aus der Buchreihe »Mein Lotta-Leben« kennt, hat sich Cheyenne wahrscheinlich genau so vorgestellt: frech und witzig, immer am Quasseln und mit einer Vorliebe für besondere Outfits. Das ist kein Zufall. Denn die Filmemacher haben sich viel Mühe gegeben, damit Kinder  ihre Lieblingspersonen aus den Büchern auch im Kinofilm wiedererkennen. Die Geschichte auf der Leinwand soll ihnen genauso viel Spaß machen wie die Bücher, in denen Lotta mit ihrer besten Freundin Cheyenne die verrücktesten Dinge erlebt.

Als Erstes musste das Filmteam Schauspieler finden, die gut zu den Figuren im Buch passen. »Als wir Yola beim Casting kennengelernt haben, wussten wir sofort: Die ist es!«, erzählt die Regisseurin. Ein Casting ist ein Vorsprechen, bei dem sich Kinder und Erwachsene als Schauspieler für einen Film bewerben können. Yola hat in Wirklichkeit zwar lange blonde Haare, sieht also gar nicht so aus wie Cheyenne. »Aber sie hat uns mit ihrer lustigen Art gleich überzeugt«, sagt die Regisseurin. Als Nächstes hatten die Masken- und Kostümbildnerinnen ihren Einsatz. Sie ließen die Klamotten und Frisuren der Schauspieler im Film so aussehen, dass Kinder in ihnen sofort die Figuren aus den Büchern erkennen. Das war nicht leicht, denn in den Büchern sind die Figuren nur grob gezeichnet. Die Brille von Lottas Lehrerin Frau Kackert besteht zum Beispiel nur aus zwei schmalen Strichen. Wie sollten sie so eine Brille finden? Die Maskenbildnerinnen haben die Zeichnungen vergrößert und an Pinnwänden aufgehängt. So wollten sie ein Gefühl dafür bekommen, wie die Figuren in echt aussehen könnten. Dann haben sie versucht, die strenge Frisur und die schwarzen Kleider von Frau Kackert nachzumachen. Im Film trägt Frau Kackert jetzt eine geschwungene Brille, aber die Schauspielerin sieht der Zeichnung trotzdem verblüffend ähnlich. Auch die Häuser und Räume im Film kommen einem bekannt vor: Lottas Mutter ist zum Beispiel dafür berühmt, dass sie immerzu unnützes Zeug einkauft. Für den Dreh hat das Filmteam ein ganzes Haus damit eingerichtet. überall stehen Bügelpuppen, magische Powertrainer oder afrikanische Nashornbananenpflanzen. Zuständig dafür waren die Requisiteure. Für manche haben sie auch viel Geld ausgegeben: Um das Zuhause von Lottas Mitschülerin Berenike von Bödecker zu zeigen, haben sie sogar eine riesige Villa mit Pool gemietet.

Doch ein Film über Lottas Leben wäre keiner, wenn nicht auch die berühmten Comics darin vorkämen. Jede Seite der Bücher ist mit Herzchen und Sprechblasen, Zahlen und Pfeilen verziert. Auch im Film werden ständig solche Comic-Zeichnungen eingeblendet: Wenn Lotta schlechte Laune hat, schwebt eine gezeichnete Wolke direkt über ihr,und
es regnet auf Lottas Kopf. Und wenn Cheyenne wieder mal zu viel redet, ploppt neben ihrem Mund eine Sprechblase auf, in der »blablablablabla« steht. Filmtechniker haben die spaßigen Zeichnungen nachträglich in den Film eingebaut. Sie sehen genauso witzig aus, wie man sie kennt. Das liegt daran, dass sie von derselben Illustratorin gezeichnet wurden, die auch an den Büchern mitarbeitet: von Daniela Kohl. Sie hat die Dreharbeiten begleitet.

[...]

 

Fotos: Wild Bunch Germany 2019

 

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