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ZEIT LEO Ausgabe 8/2023

Frieden!

Wie kann es weniger Krieg auf der Welt geben? Das erklärt der Friedensforscher Thorsten Bonacker.

Interview: Katja Bosse / Illustration: Katya Dorokhina / Foto: Jannis Kohlt

Wir lernen schon in der Kita, dass man Streit besser friedlich löst. Warum gibt es Kriege?
Thorsten Bonacker: Es hat eben doch nicht jeder gelernt. Kriege gibt es leider schon seit Tausenden Jahren. Das heißt natürlich nicht, dass es auch in Zukunft welche geben muss. Kriege werden von Menschen gemacht – und können auch von ihnen verhindert oder beendet werden.

Wie kann es weniger Krieg auf der Welt geben? Das erklärt der Friedensforscher Thorsten Bonacker.

Im Moment gibt es mehr als 400 bewaffnete Konflikte in der Welt. In Deutschland gucken wir sehr auf den im Nahen Osten und der Ukraine. Worum geht es bei solchen Konflikten?
Thorsten Bonacker: In den meisten Fällen geht es darum, dass zwei Gruppen dasselbe Gebiet besitzen wollen: Etwa, weil dort kostbare Rohstoffe zu finden sind. Oder zwei Gruppen streiten sich...

Wie kann es weniger Krieg auf der Welt geben?

Meinst du mit zwei Gruppen zwei Staaten?
Nicht unbedingt. In den allermeisten Fällen streiten sich Gruppen, die innerhalb eines Landes leben. Manchmal streiten die Gruppen darum, welche Sprache wo gesprochen werden soll oder welche Religion dort ausgeübt werden darf.

Weshalb werden noch Kriege angezettelt?
Manchmal will ein Herrscher auch einfach seine Macht vergrößern. Indem er das andere Land überfällt, versucht er, über noch mehr Menschen als vorher zu bestimmen. Er denkt vielleicht, dass sein Ansehen dadurch noch mehr steigt und er als Held in die Geschichtsbücher eingehen wird. Das ist aber oft eine Fehleinschätzung.

Du bist Friedensforscher. Was machst du, damit es weniger Kriege gibt?
Ich lese viel über frühere Kriege und finde heraus, was dazu geführt hat, dass zwei Gruppen einen Krieg angefangen haben. So kann ich erkennen, wenn so etwas irgendwo wieder passiert. Ich kann Politikerinnen und Politiker dann beraten und ihnen zeigen, wie sich ein Krieg verhindern ließe.

Hören die denn auf dich?
Einige finden schon wichtig, was Forscherinnen und Forscher sagen. Zum Glück gibt es viele Menschen, die sich für Frieden einsetzen. Besonders wichtig ist die Organisation der Vereinten Nationen (UN). Die kümmert sich weltweit darum, dass zerstrittene Parteien wieder aufeinander zugehen.

Hast du ein Beispiel, wo ein Krieg gut gelöst werden konnte?
Viele! Aber mein Lieblingsbeispiel ist das Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich. Im Ersten und Zweiten Weltkrieg waren die Länder verfeindet. Unter anderem, weil Deutschland Frankreich angegriffen hat. Damals hätte niemand für möglich gehalten, dass man sich wieder vertragen könnte.

Wie wurden die Länder wieder Freunde?
Das ist vor allem ihren ersten Regierungschefs nach dem Krieg zu verdanken: Die haben sich sehr viel Mühe gegeben, damit sich die Länder annähern. Sie haben zum Beispiel dafür gesorgt, dass viele deutsche und französische Städte Partnerschaften eingegangen sind und dass Schülerinnen und Schüler sich bei einem Austausch gegenseitig in ihren Familien besuchen, ihre Kultur und ihre Sprache kennenlernen.

Können Kinder so auch für Frieden sorgen?
Ja. Wer schon als junger Mensch in ein anderes Land kommt und erlebt, wie freundlich er dort empfangen wird und wie wenig an den meisten Vorurteilen dran ist, wird auch später diese Freundschaft pflegen. Die ist das beste Mittel gegen Krieg

 

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